Miyavi gab "FREEWORLD" im Jahr 2011 ein sehr persönliches, längeres
Interview. Ein Teil davon ist auf dem FREEWORLD Youtube Account
anzusehen (mit engl. subs hier: http://youtu.be/0xsDK2-vYSc
), dann gab/gibt es immer mal wieder die restlichen Teile von Fans
gesubbt oder original hochgestellt, jedoch wird es immer mal wieder
gelöscht. Ich hab die Teile und werde sie nun für euch in deutsch
übersetzen :)
BITTE NICHT einfach irgendwo anders hochladen,
fragt vorher nach& gebt anschließend die Quelle an, es ist eine
Menge Arbeit und die persönliche Übersetzung von COMYV GERMANY. Ihr
wisst ja, Übersetzungen sind immer unterschiedlich, wir nutzen
vielleicht andere Formulierungen, aber der Inhalt wird gleich bleiben,
keine Angst. ;) Die Interview-Teile sind aufgeteilt nach den Teilungen
des Original Interviews (das ist themenmäßig sortiert).
Q = Fragesteller
M = Miyavi
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FREEWORLD INTERVIEW
Datum: 19. Dezember 2011
Teil 4 - Kindheit
Q: Seit du ein Kind warst, hat dich irgendetwas ärgerlich gestimmt?
M:Ärgerlich?
Q: Warst du ärgerlich über irgendetwas? Hast du gegen etwas rebelliert oder sowas in der Art?
M: Es war mehr ein Komplex als eine Rebellion.
Q: Worüber war der Komplex?
M:
Wie kann ich das formulieren? (überlegt) Es ist, als hatte ich hohe
Ansprüche an mich selbst. Als wenn Dinge in einem bestimmten Weg
erfolgen müssten.
Q: Du hattest Erwartungen an dich selbst.
M:
Ja, Ich meine heute habe ich Ziele wie Rockmusik weltweit zu spielen,
aber als ich ein Kind war, da gab es eine Zeit da spielte ich kein
Fußball, natürlich machte ich da auch noch keine Musik, und ich hatte
einfach noch nichts besonderes gemacht. Aber du weißt, wie die beginnst
zu denken dass das Leben wie ein Film ist, du bist der Star und alles
anderes ist ein Fake. Und wenn dein Leben vorbei ist und du tot bist,
wird dein ganzes Leben für dich zurückgespult, sodass du bereuen kannst.
Ich dachte damals, irgendjemand muss da draußen sein und mich filmen
(lacht)
Q: (lacht ebenfalls) verstehe.
M: Das ist, warum ich immer darüber nachdachte wie ich sein sollte, wie ich selbst sein wollte.
Q: Deine Ideale.
M: (überlegt) Und ich hatte eine Menge Romanzen.
Q: Seit du ein Kind warst?
M: Seit ich ein Kind war, bis ich dann verheiratet war. (lachen beide)
Q:
Als du ein Kind in der Grundschule warst und bevor du mit Fußball
begannst, gab es da irgendwas was du sein wolltest, wenn du mal
erwachsen bist?
M: (schüttelt den Kopf) Nichts.
Q: Also hast du nur darüber nachgedacht, wie du sein solltest.
M:
Ich wollte nur cool sein. Ich habe nicht so viel darüber nachgedacht
als Kind oder in der Grundschule, aber besonders dann als ich mit
Fußball begann, und als ich von Osaka nach Hyogo zog. Es war ein neu
gebautes Wohngebiet, wie im Manga „Soil“ von Atsushi Kaneko. Da war
nichts rund herum. Ich lief jeden Morgen eine Stunde zur Schule.. über
Berge (lacht).. und ich spielte Fußball, und noch mehr Fußball. Ich kam
nach Hause und spielte wieder Fußball- das war mein Leben. Aber ich
hatte Zweifel daran, wo ich stehe. Gehörte ich hier her? War das nicht
ein bisschen zu einfach? An diesem Punkt in meinem Leben war alles was
ich konnte, Fußball spielen. Jeden Morgen bevor ich zur Schule ging
kickte ich den Ball, dann während den Pausen und während der
Mittagspause. Ich kam nach Hause und kickte den Ball herum, dann ging
ich zum Park und kickte ihn weiter, kam nach Hause vom Park und kickte
den Ball vorm Haus herum. Und das war mein Leben. Aber ich hinterfragte
mich immer, mein ganzes Leben am selben Platz zu verbringen.
Q:
Woher denkst du kamen diese Gefühle? Empfandest du deine Umgebung als
mäßig? Warum denkst du, hast du so gefühlt? Was hat dich dazu gebracht,
so zu denken?
M: (beginnt kurz einen Satz)
Q: Ich frage
mich, ob es etwas aus deinem Inneren war? Ich wundere mich immer
darüber. Alles an Gefühlen, wie etwa Leidenschaft, wächst von innen. Ich
wundere mich, wie das geschieht. Ich habe das schon bei vielen
verschiedenen Menschen gesehen und mich darüber gewundert. Es ist nicht
so, dass es ein ausschlaggebendes Ereignis gab, oder?
M: Du meinst wie etwa ein Trauma? Kann mich an keines erinnern. Ich war mehr dabei, ein Trauma zu kreieren. (beide lachen)
Q: Nochmal zurück, du kamst zur Gitarre, spieltest sie, hattest eine Vision. Und was passierte dann?
M:
Und dann spielte und spielte ich die Gitarre, ging nicht mehr zur
Schule, ging wenig später von der Highschool ab. Zu dieser Zeit gab es
eine Musikszene, „Jap Core“ in den Clubs genannt, wie etwa Fandango in
Juso, Osaka*. Dort waren Bands wie„R.O.M“... gekleidet in Nageljacken,
Kästen mit Bier flogen während den Shows ins Publikum (lacht) Typen
haben geblutet, Mädels im Hintergrund sahen den Schlägereien zu (beide
müssen lachen) Ich fing an, an Orten wie diesen rumzuhängen. Und da gab
es einen Typen, der wirklich gut auf mich Acht gab**. Er hatte einen
Mohawk, keine Augenbrauen.. dennoch war er sehr feinfühlig, was neu für
mich war. Er brachte mir viel bei, auch über Musik. Ich hing einige Zeit
mit ihm ab, aber wir entwickelten uns nach einer Weile auseinander,
einfach so, nicht das irgendwas zwischen uns vorgefallen war. Ich dachte
irgendwann, ich hatte ihn in letzter Zeit kaum gesehen- und dann sagte
mir jemand, er sei gestorben. Ich erhielt die Neuigkeiten und konnte es
nicht glauben. Bis dahin war mir sowas noch nie passiert. Jemand, bei
dem es mich wirklich traf, starb. Ich hatte nie jemanden aus der Familie
verloren, meine Großmutter und mein Großvater waren zu der Zeit beide
noch am Leben.
Q: Und wie alt warst du, als das passierte?
M: 17.
Q: Und der Junge?
M: 19, (nickt) 19.
Q: Und wie starb er?
M:
(schweigt kurz) Einfach auf den Straßen von Hokkaido. Er war auch in
einer Band, eine Menge Zeug passierte und es gibt verschiedene Versionen
davon, was wirklich geschehen ist. Aber ich fühlte mich, wie als gäbe
es etwas, was ich getan haben könnte***. Und es war das erste Mal für
mich, das etwas wie das geschehen war und das schockierte mich. Er war
gegangen. Ich ging zur Totenwache, der Beerdigung, seinem Haus, und mir
wurde klar, dass er gegangen war. Und ich weinte und weinte. Selbst ohne
ihn war die Szene noch dieselbe, die Plätze an denen wir abhingen,
alles war dasselbe. Aber ohne diese eine Person die nun fort war, sahen
die Dinge komplett anders aus. Die ganze Szene sah anders aus. Ich
begann zu denken, wenn ich hier bliebe, würde ich verrückt werden- und
das war, als ich dann nach Tokyo ging. Ich nahm einen Job an, wo ich
Flyer für Erwachsene zu verteilen hatte. Ich begann mich darüber zu
wundern, was ich tun sollte und dachte darüber nach, nach Tokyo zu
gehen. Ich hatte meine Brieftasche, meine Zigaretten, mein Handy, und
ich dachte, ich gehe nach Tokyo.
*Ein Club in Osaka.
** Wer mit japanischen Bezeichnungen vertraut ist: Er nennt ihn hier als seinen Senpai :)
***Hier
kann es durchaus sein, dass man es auch mit „Aber ich fühlte mich, als
wäre es mir selbst geschehen“ übersetzen könnte, da war ich mir nicht
ganz sicher.
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